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Unser Projekt Agroforsten ist an den Start gegangen: In der vergangenen Woche haben wir auf den ersten rund fünf Hektar Pappeln sowie Obst- und Nussbäume gepflanzt (mehr darüber in diesem Blogbeitrag). Und damit den erstem Step realisiert. Ein Kamerateam von Sat.1 war live dabei und hat über das Agroforsten in Lucklum im Regionalprogramm berichtet. Weitere 30 Hektar werden folgen. Insgesamt sollen auf der Fläche später rund 10.000 Bäume und Sträucher stehen. Mit vielen positiven Effekten für Klima, Boden, Artenvielfalt und mehr.
Mehr Vielfalt, besserer Klimaschutz
Um was geht es beim Agroforst? Dabei werden Gehölze mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf ein und derselben Fläche kombiniert. Und zwar so, dass zwischen den verschiedenen Komponenten ökologische und ökonomische Vorteilswirkungen entstehen, die in Summe nachhaltiger sind als bisherige Anbausysteme. So können zum Beispiel auf dem Acker oder Grünland mehrjährig Sträucher und Bäume neben Kulturpflanzen oder sogar Nutzvieh stehen.
Eine Idee – viele Vorteile
Auf einer rund 35 Hektar großen Gesamtfläche, die im Süden direkt an das Gelände des Rittergutes angrenzt, wird das Konzept Agroforst umgesetzt werden. Im ersten Teilschritt wurden auf rund fünf Hektar nun Pappeln und andere Bäume gepflanzt. Die restliche Fläche wird dann voraussichtlich im Herbst diesen oder Frühjahr nächsten Jahres als Agroforst bewirtschaftet. Was verspricht sich das Rittergut vom Agroforst? „Auf ökologischer Seite bringt die Einbindung mehrjähriger Gehölze in die Acker- und Grünlandnutzung eine ganze Reihe von Vorteilen“, weiß Helmut Gockel, Geschäftsführer des Rittergutes Lucklum. „Baumreihen etwa aus Obst- oder Wertholzbäumen sowie aus Energieholz wie Pappeln und Weiden bieten zum Beispiel Schutz vor Wind und Erosion.“ Aber auch die Bildung von Humus werde angeregt und Kohlenstoff gebunden.
Schutz vor Wind, Erosion und Extremwetter
Darüber hinaus kann Agroforst die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abmildern und so gleichzeitig zum Hochwasserschutz beitragen. Das Mikroklima auf diesen Flächen ist deutlich besser. Das liegt unter anderem daran, dass die ganzjährig vorhandenen Hölzer durch die Verdunstung die Fläche kühlen. Die Bepflanzung wirkt auch der Winderosion entgegen – und spendet Schatten für Tiere auf der Fläche. Das Wurzelwerk sorgt zudem dafür, dass mehr Wasser in der Fläche bleiben kann. Darüber hinaus heizen sich bepflanzte Flächen nicht so schnell auf wie dunkle Ackerflächen. „Wenn es dann zu Starkregen kommt, verhindern die Bäume und Gehölze zudem das Abschwemmen des wertvollen Ackerbodens und können das Wasser über die Wurzeln in tiefere Bodenschichten ableiten“, erklärt Mauritz von Grundherr, Leiter der Biolandwirtschaft auf dem Rittergut.
In dieser Hinsicht ist das Agroforst in Lucklum auch ein Pilotprojekt des Landkreises Wolfenbüttel, der zur Modellregion für das sogenannte „Blueing“ werden möchte. Das von Ina Küddelsmann im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte Konzept stellt die Bedeutung des Wassers als systementscheiden Faktor für alle Lebensentfaltungs- und -Lebenserhaltungsprozesse in den Vordergrund. Der Landkreis unterstützt das Projekt Agrofrosten daher auch finanziell. Helmut Gockel: „Wir werden dabei eng mit dem Landkreis Wolfenbüttel, insbesondere der Unteren Naturschutzbehörde, dem Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel sowie der Samtgemeinde Sickte zusammenarbeiten. Nur gemeinsam können wir die vielen Herausforderungen im Hinblick auf den Klimawandel meistern.“
Lebensraum und Rückzugsort für viele Arten
Aber auch für die Artenvielfalt leisten Agroforstsysteme einen wichtigen Beitrag. „Agroforst sind echte Alleskönner in puncto Biodiversität“, erklärt Mauritz von Grundherr. Die Gehölzstrukturen und Saumbereiche stellen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten einen wertvollen Lebensraum dar. Sie schaffen Rückzugsgebiete für Wild, insbesondere Niederwild, und fördern Nützlinge im Ackernahbereich. In Agroforstsystemen lassen sich übrigens auch viele Produkte herstellen. „Wir werden auf jeden Fall das Pappelholz ernten und für unserer Hackschnitzelanlage auf dem Rittergut nutzen.“ Aber auch Getreide, Gemüse und Obst oder tierische Produkte wie Eier und Honig sind denkbar. Weniger Dünger und Pflanzenschutz verbessern übrigens die Energiebilanz solcher Flächen. „Wir erhoffen uns trotz eines gewissen Flächenverlustes durch Bäume und Sträucher gleichbleibende Erträge – gerade angesichts zunehmender Extremwetterlagen“, hofft der Biolandwirt.
Gestartet ist das Rittergut Lucklum nun mit rund fünf Hektar Fläche und fünf Baumstreifen. Dort wurden unter anderem 150 Pappeln, 20 Walnussbäume und viele andere Baumarten wie Esskastanie, Birne, Baumhasel, Elsbeere, Eschen, Erlen, Birken, Linden und anderes mehr gesetzt. Im nächsten Jahr werden dann die restlichen 30 Hektar gepflanzt. Insgesamt sollen auf der Fläche dann rund 10.000 Bäume stehen, darunter rund 7.500 Pappeln, 1.700 Büsche und 150 Nussbäume. Unterstützt und beraten wird das Rittergut dabei vom Unternehmen Baumfeldwirtschaft, dass sich auf integrative Landnutzungssysteme spezialisiert hat. Helmut Gockel: „Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem Projekt Vorreiter in der Region sein können und bedanken uns für die Unterstützung durch die vielen anderen Akteure.“
Mehr Informationen zum Thema auf der Website des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft unter www.agroforst-info.de oder unter www.baumfeldwirtschaft.de.