Ist unser Wald noch zu retten?

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Der Wald leidet still: unter Trockenheit, Hitze, Schädlingen wie dem Borkenkäfer oder heftigen Unwettern mit stürmischem Wind. Das und viele andere Faktoren setzen dem Baumbestand in unseren Wäldern schon seit einigen Jahren zu. Unsere Förster Heiko Hinrichs und Christian Holoch erklären, warum es trotzdem Grund zur Zuversicht gibt. Und mit welchen Strategien die Forstwirtschaft den Wald für die Zukunft aufstellen will.

Noch Anfang des Jahres sah die Situation recht gut aus: Die Wasserspeicher im Wald waren durch den vielen Regen im Frühjahr gut gefüllt. Doch dann blieben größere Niederschläge aus. Und es wurde warm. „Die Trockenheit macht den meisten Baumarten mehr zu schaffen als die Hitze“, erklärt unser Förster Heiko Hinrichs (Foto: rechts). „Im Sommer kommt dann noch die erhöhte Waldbrandgefahr hinzu“, fügt Kollege Christian Holoch (Foto: links) hinzu. Keine einfache Situation, denn Bedingungen wie Wasser, Temperatur und Bodenbeschaffenheit können die Forstwirte nicht beeinflussen. Holoch: „Im Garten können Sie Ihre Pflanzen gießen, aber den Wald können wir – anders als in der Landwirtschaft – natürlich nicht bewässern. Der Regen im Frühjahr war hilfreich, aber in Summe war es viel zu wenig.“

Mehr Licht für mehr Wachstum
Der Wald muss sich wandeln. Nur, wie? Die Fichte galt noch bis vor wenigen Jahren als der „Brot-Baum“: schnelles Wachstum, hohe Erträge, große Nachfrage. Doch die Trockenheit machte die Baumart anfällig für den Borkenkäfer – und Stürme. Viele dieser Flächen sind heute kahl. Auch eine Folge der zahlreichen Fichtenflächen, die vor vielen Jahrzehnten angelegt wurden. Durchforsten und mehr Licht in die Wälder bringen, das ist eine der Gegenmaßnahmen, mit denen die beiden Förster und auch viele ihrer KollegInnen diesem Risiko begegnen. Denn dann kann zwischen großen alten Bäumen junger Wald nachwachsen. „Es sprießen Kräuter und Büsche und schließlich Buchen, Douglasien, Eichen, Birken – oder eben auch wieder Fichten“, so Holoch. Im Idealfall verjüngt sich der Wald so ganz von selbst. Aber: Den Wald einfach der Natur zu überlassen, das ist aus seiner Sicht nicht sinnvoll: „So wachsen nur die Baumarten, die ohnehin schon auf der Fläche stehen – und das sind nicht unbedingt diejenigen, die am besten mit der Trockenheit zurechtkommen oder Vielfalt sicher stellen.“ Wenn im Umkreis nur Kiefern und Fichten wachsen, wo sollen dann eine Wildbirne, eine Buche, eine oder eine Esskastanie herkommen, gibt der Forstwirt zu bedenken. Der Blick auf den Waldboden zeigt, wo Handlungsbedarf ist. Ist er braun und es wächst kaum etwas, dann fehlt unten das Licht. Dort muss dann dringend durchforstet werden, um eine Naturverjüngung einzuleiten.

Entscheidend: das Waldinnenklima
Die große Herausforderung beim Waldumbau: Es kommen viele Bedingungen zusammen. Und es braucht viel Zeit, bis Erfolge oder eben auch Misserfolge sichtbar sind. Die Situation heute ist auch ein Ergebnis dessen, was die Vorgänger der beiden vor über hundert Jahren entschieden haben. „Wichtig ist, dass wir schnell wieder ein gutes Waldinnenklima schaffen oder erhalten“, betont Hinrichs. Gerade die kahlen Flächen erweisen sich als schwierig, denn dort schlagen Frost und Hitze stärker zu als unter Bäumen. Das hindert Schattenbaumarten wie Buchen oder Tannen daran, groß zu werden. Hinrichs: „Einzelne Bäume lassen wir stehen, damit die jungen zumindest stundenweise Schatten haben. Leider sind diese Solitäre auch sehr anfällig für Wind.“

Der Boden muss stimmen
Drei bis fünf verschieden Arten sollten nach Ansicht der beiden Förster auf jeder Fläche stehen. Hinrichs: „Das verspricht Stabilität. Welcher Baum dann in hundert Jahren der richtige war, wissen wir heute nicht.“ In den Wäldern rund um Lucklum pflanzt er daher unter anderem Lärchen und Elsbeeren, Douglasien und Esskastanien, Stiel- und Traubeneichen, Roteichen sowie Vogelkirschen. Für Konstruktionsholz ist allerdings nicht jede Baumart geeignet. Neben den Nadelbaumarten sind Esskastanie und Eiche Laubbaumarten, die auch als Bauholz verwendet werden können. Nicht jede Baumart kann auf jedem Boden wachsen. „Im Lucklumer Wald haben wir einen kalkhaltigen Boden und das müssen wir bei der Auswahl der Baumarten natürlich berücksichtigen“, erklärt er. Auf einem sandigen Boden wachsen wiederum andere Baumarten wie Kiefer oder Sandbirke.

„Wichtig ist es, für den Standort entsprechende Baumarten zu finden, die sowohl mit dem Boden als auch mit geänderten Klimabedingungen zurechtkommen, um stabile Wälder für die Zukunft zu schaffen“, betont Hinrichs. Und Christian Holoch fügt hinzu: „Wir sind zuversichtlich, dass wir den Wald mit unseren Maßnahmen bestmöglich aufstellen, um ihn zu stärken und für die nächsten Generationen zu erhalten. Die Wälder versuchen zudem, sich selbst zu regenerieren. Das können wir nutzen.“

 

Foto: Rittergut Lucklum